Der Ökofaschist

03. Februar 2018

An jenem Tage aber begab ich auf einen etwas umfangreicheren Spaziergang mit meinen drei Begleitern um mir etwas Ruhe und den Wölfchen etwas Bewegung zu gönnen. Also „Leinen dran!“ und auf gehts.

Wir marschieren durch den nahe liegenden Wald in Richtung Eriskirch um dort über die B31 und durchs Naturschutzgebiet zurück zu unserer Heimstatt zu gelangen.

Aufgrund der Jahreszeit, dem guten Blickfeld dank der fehlenden Begrünung und der häufiger als sonst auftretenden „Störungen“ durch das ansässige Wild, meist Ricke und Rehbock, geht es stellenweise etwas stürmisch zu wenn die drei Damen von der flinken Pfote versuchen mich ins Unterholz zu ziehen. Auch ein ausgebremster Spurt entlang des Waldpfades kommt gelegentlich vor, wird jedoch mit der notwendigen Konsequenz stets ausgebremst und bisweilen durch eine Minuten lange „Verschnaufpause“ unterbrochen.

Kurz um, wir haben es eigentlich ganz gut im Griff und wissen sehr genau was wir uns erlauben können und was besser nicht.

Auf Höhe Eriskirch überqueren wir, eine Brücke nutzend, die Straße und landen hinter dem dortigen Einkaufszentrum im Naturschutzgebiet.

Die Fellnasen an der Leine, wie es sich gehört, dringt alsbald das schnärren einer Motorsäge an unsere Ohren. Na wer hier wohl für Kleinholz sorgt? Wir gehen weiter und müssen kurz darauf einem uns entgegen kommend Fahrradfahrer ausweichen. Ich gehe in solchen Situationen gerne einen Schritt runter vom Weg, lasse die Damen absitzen, natürlich mit Leckerchen in der Hand, um dem Gegenüber zu signalisieren dass bei mir soweit alles in Ordnung ist. Manche geraten ja sonst schon mal in Panik wenn sie mich mit meinen Begleiterinnen erblicken.

Alles verläuft vorbildlich ruhig, drei Fleischstreifen verschwinden in drei Mäulern und wir traben weiter um kurz darauf den bereits erwähnten „Motorbiber“ zu entdecken.

Abeni gerät prompt in leichte Panik, ich denke mir aber noch nichts dabei, ist sie doch immer etwas nervös wenn sie mit zu viel Aufmerksamkeit bedacht wird. Doch ich hätte ihrer Gestik mehr Aufmerksamkeit schenken sollen, wie sich alsbald erweisen wird.

Besagter Holzfäller stellt sich als „ansässiger“ Naturschützer heraus der hier, aus welchem Grund auch immer, die Bäume beschneidet und es sich wohl zur Aufgabe gemacht hat diverse Passanten mit seiner Ansprache zu beschenken.

Nein nicht „heda, junger Mann, wohin des Wegs?“ sondern „Sie wissen schon dass wir hier in einem Naturschutzgebiet sind?“. Und dann entspann sich dieser Dialog

Ich: „Ja, wieso?“

Er: „Und dass hier bestimmte Regeln gelten wissen sie auch?“

Ich: „Ja, wieso?“

Er: „Weil man hier im Naturschutzgebiet auf den Wegen bleiben muss und die Hunde an die Leine gehören!“

Ich: „Ja, ich weiß. Und?“

Er: „Na ihre Hunde waren doch gerade dort auf der Wiese ohne Leine!“

Ich: „Wie bitte? Nein, waren sie bestimmt nicht. Ich bin lediglich dem Fahrrad ausgewichen, da eine meiner Damen sehr scheu ist. Dazu bin ich zugegebener Weise einen Schritt in die Wiese damit nichts passiert.“

Er: „Äh, dann waren ihre Hunde nicht abgeleint?“

Ich: „Nein. Wissen sie, ich bewege mich öfter in Naturschutzgebieten und weiß sehr genau was dort für Regeln gelten. Aber wenn sie schon so ein Thema ansprechen kann ich nur sagen dass diese ganzen Naturschutzgebiete ziemlich Sinnlos sind wenn dann, wie zum Beispiel an der Argenmündung, jedes Jahr drei Tage lang offiziell Beachparty-Time ist.“

Er: „Kommen sie mir nicht damit, es geht jetzt nicht darum was irgendwann irgendwo passiert sondern um hier und jetzt.“

Ich: „Ja, und hier und jetzt habe ich mir nichts vorzuwerfen.“

Er: „Sie müssen sich nur mal die Statuten genau ansehen ...“

Ich: „So, jetzt ist es aber gut. Ich habe nichts getan was sie mir hier ankreiden könnten. Und sie halten es für nötig mich anzuhalten, mich zu beschuldigen und mir einen Vortrag zu halten?“

Er kommt langsam auf mich zu, was meine Banu mit deutlichen Zeichen von Unbehagen quittiert. Er sieht nach unten und bemerkt es bedrängt mich aber weiter. Nicht zu glauben was sich der Herr da rausnimmt, oder legt er es drauf an das etwas passiert um einen Grund für Sanktionen zu haben? Mir kommt es jedenfalls so vor. Ich schlängle mich an ihm vorbei und teile ihm meine Meinung folgendermaßen mit.

Ich: „Jetzt reicht es mir aber lassen sie mich in Ruhe.“
Er: „Ich wollte ja nur ...“
Ich: „Ist mir ziemlich egal. Sie diskreditieren gerade den gesamten Naturschutz wenn sie es für notwendig erachten irgendwelche Passanten mit ihrer Einstellung zu beglücken.“
Er: „Es geht ja nur darum schon von vorne herein ...“

Ich denke bei mir „gerade noch hier und heute und jetzt auf einmal schon im Voraus“.

Ich: „Wissen sie dass sie mich gerade diskriminieren? Sie behandeln mich, nur weil ich zu einer bestimmten Gruppe Mensch gehöre, nämlich der der Hundehalten, als ob ich etwas verbrochen hätte. Das ist Diskriminierung.“

Ich gehe weiter und muss mir seine Tiraden die mir von hinten in die Ohren schallen noch weiter anhören, winke nochmals zum Abschied und denke bei mir

„Was wenn sein Verband, Verein, Bundesamt oder sonst wer wüsste wie der Herr hier mit Spaziergängern umgeht? Oder ist das jetzt die gewählte Methode der Naturschützer? Ich für meinen Teil lassen nirgends Müll rumliegen, habe immer meine „Haufentüten“ dabei und entsorge befüllte im Mülleimer und nicht in der Natur, versucht so weit wie irgend möglich eine Störung der Wildtiere zu vermeiden, gehe deshalb auch schon mal einen Umweg, und muss mir dann so einen Vortrag anhören? Wenn also Naturschutz bedeutet dass der Mensch gänzlich daraus verdrängt werden soll, dann doch lieber weniger Schutzgebiete als mehr, denn schließlich gehöre ich auch zur Natur. Und solch ein "Oköfaschist" sollte sich überlegen ob diese Ansprache nicht doch vollkommen daneben war.“


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