Der Herbst kommt

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17. September 2020
DSC 0012Auf dem Parkplatz an der Imberg Bahn in Steibis stehen vereinzelte Wohnmobile deren „Bewohner“ sich noch im Tiefschlaf befinden als wir im halbdunkel schon die ersten Höhenmeter überwinden. Als die Sonne den Horizont überschreitet müssen wir in einer Lücke der ansonsten dichten Baumreihen erst mal eine Pause einlegen um diesem herrlichen Moment die notwendige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Uns dreien, Banu, Aiyana und mir, steht ein breites Grinsen im Gesicht ob dieses schönen Anblicks und wir freuen uns schon auf einen weiteren entspannten Tag in den allgäuer Bergen.


Entlang der vielen Weiden wandern wir gemächlichen Schrittes, vor allem Banu muss jeden zweiten Grasbüschel einer genauen olfaktorischen Untersuchung unterziehen, in Richtung des hohen Bergkammes. Dieser erste Teil des Weges ist recht anstrengend, geht es doch teilweise auf Schotterwegen steil bergauf. Stellenweise finden da selbst die Wanderschuhe keine festen Halt mehr und vor allem für mich ist hier Aufmerksamkeit notwendig. Die "allpfotengetriebenen" Vierbeiner tun sich sichtlich leichter aber hetzen lassen sich die beiden auch nicht. Immer mal wieder wird eine kurze Verschnaufpause eingelegt und ich bin gut aufgewärmt als wir einen der höchsten Punkte des Weges erreichen. Jetzt erst mal eine Tasse Tee und Trockenfleisch für die Fellnasen. Die Nervosität der beiden lässt sich wohl am ehesten durch die tönenden Kuhglocken erklären die vom abschüssigen Hang her zu uns durchdringen. Hoffentlich bleiben uns direkte Begegnungen erspart.
DSC 0012Vom Gratweg aus beäugen Banu und Aiyana immer wieder die unterhalb noch grasenden Viehherden wobei seit diesem Jahr vermehrt auch Pferdegruppen auf dem Alpwiesen unterwegs sind. Da wir mit denen, meist Haflinger, schon so unsere Erfahrungen gemacht haben meiden wir soweit möglich auch deren Gatter und dort wo das nicht geht versuchen wir uns so unauffällig wie möglich zu bewegen. Ein Spurt bergauf scheint so früh am Morgen jedoch auch nicht nach deren Geschmack zu sein und wir passieren gefahrlos die offenen Flächen.
So ziehen wir Stück für Stück auf unserem verlassenen Weg weiter in Richtung grüner Grenze zu Österreich. Da in Corona Zeiten ein Aufenthalt im benachbarten Vorarlberg schon ein Risiko darstellt werden wir den Aufenthalt dort so kurz wie möglich halten. Aufgrund der fehlenden Zweibeiner dürfte das Ansteckungsrisiko jedoch sehr gering sein. Schon bemerkenswert zu welchen Gedankengängen die andauernde Situation das Handeln beeinflussen kann.
DSC 0012Der sich anbahnende Herbst zeigt zunehmenden Einfluss auf die Natur. Hier oben auf dem Kamm geht ein kühler Wind dem nicht mehr alle Blätter an den Bäumen genügen entgegen zu setzen haben. Und so werden die vergilbten kleinen Farbtupfer davon getragen um dann als bunter Teppich auf de Wiesen und Wegen liegen zu bleiben. Zum Vergnügen der Wanderer denn für mich ist das Rascheln des gefallenen Laubes beim stetigen Schritt für Schritt durch die herbstliche Landschaft eines der schönsten Geräusche der Natur.
Durch den frühen Aufstieg wird uns ein sehr ruhiger und entspannter Vormittag auf dem Bergrücken geschenkt. Andere Wanderer sind nur spärlich im unter uns liegenden Tal unterwegs und so können wir drei einfach nur die Wärme der höher steigende Sonne genießen. Im Bereich der ersten vorarlberger Alphütte durchschreiten wir das Tal und steigen auf der gegenüber liegenden Seite wieder in die Höhe. Ab hier geht es zurück in Richtung Ausgangspunkt wobei wir den, zu Beginn der Runde erklommenen Grat nochmals überschreiten müssen. Ein ziemliches Auf und Ab heute.
DSC 0012Auch wenn uns das Bett eines kleines Baches von der Herde trennt beobachten uns die Rinder sehr aufmerksam als wir vor ihren Nasen entlang ziehen. Und auch die Wölfchen sind sich der Situation bewusst und versuchen sich hinter Bäumen und Sträuchern vor den Blicken der Kühe zu verstecken. So geht es hinab ins schattige Tal des Baches in dem wir dann eine ausgedehnte Mittagspause halten. Nicht mehr lange und alle Alpen sind wieder winterfest verschlossen, die Herden zurück in ihren Stallungen im Tal und die Landschaft verfällt in ihren alljährlichen Winterschlaf.
Und so durchqueren wir das tiefe Tal während sich im Bach mehr und mehr Blätter sammeln. Ja, es ist nicht zu leugnen, die kühlere Jahreszeit hat begonnen und die kürzer werdenden Tage zeigen Wirkung. Ich hoffe nur dass trotz allgemeiner Reiseempfehlungen die Berge wieder zur Ruhe kommen können und der Ansturm der letzten Monate ein Endet findet – wir werden es erleben. Für den heutigen Tag ist es aber erst mal vorbei mit der Ruhe denn immer mehr Wanderer kreuzen unseren Weg. Beim Erreichen der Bergstation ist dann wieder ganz schön Trubel um uns herum und wir verzichten auf eine weitere Pause. Schnell hinunter zum Parkplatz und ab geht es nach Hause.

Weitere fotografische Ansichten gibt es hier.


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