Der Winter hält Einzug

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6. Dezember 2020
DSC 0012Nach einer sehr aufregenden, dunklen und nebeligen Anfahrt steigen die Hunde und ich in die abziehende Dunkelheit des Imbergs in Steibis. Es ist derzeit keiner der Lifte in Betrieb und so erwarten uns ein paar Stunden Abgeschiedenheit und Stille. Schon nach kurzer Zeit verschlucken dann die dichten Schwaden die Landschaft und die Geräusche der erwachenden Gemeinde unter uns – wir sind im Winter angekommen. Die weiße Unterlage taucht die noch dunkle Landschaft in sanftes Morgenlicht während Banu und Aiyana darunter schon mal nach Nagetieren suchen – hier müssen doch ein paar Mäuse unterwegs sein.


DSC 0026Der Anblick der beiden „Gipfelkreuze“ macht mich nachdenklich, sagt er doch, meiner bescheidenen Ansicht nach, sehr viel über unsere Zeit aus. Nach jedem Hochpunkt folgt der nächste – immer höher hinaus soll es gehen. Und doch, sind nicht diejenigen die Zufriedenen die sich auch mal mit dem erreichten zufrieden geben? Denn auch wenn der nächste Gipfel erklommen ist wartet dahinter schon ein weiterer und noch einer und noch einer … Ruhe findet man so nicht. Lieber mal innehalten und den Blick zurück wagen. Auf das was man schon erreicht hat und es zufrieden sein.
DSC 0046Eine kleine Verschaufpause nach dem ersten Teilstück hinauf bis zur Bergstation. Hier oben weht ein kalter Wind über den offenen Grat, also schnell ab in das kleine Waldstück. „Knabberzeug“ für die Fellnasen, eine Tasse heißen Tee für mich und für die Seele Stille ringsumher. Nur das feine rauschen in den schneebedeckten Bäumen ist zu hören. Zu „normalen“ Zeiten wäre hier jetzt Hochbetrieb, Skifahrer, Liftpersonal, Wanderer und auf allen Hütten würden die Kamine rauchen. Aber nichts von alledem – nur pure Entspannung.


DSC 0063Und dann wird es fast schon weihnachtlich als wir an der kleinen Kapelle vorbei ziehen. Aiyana und Banu untersuchen nebenbei noch den leeren Hasenstall ob der intensiven Geruchsspuren während dessen ich Eisblumen auf einem kleinen Fenster betrachte. Dann geht es weiter in Richtung Hochmoor zu dem wir den Weg erst kurz suchen müssen. Eine Winterlandschaft sieht doch immer etwas anders aus und die nur wenigen menschlichen Spuren machen es auch nicht viel besser.
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DSC 0076Die beiden Damen genießen den Tag ohne den ständigen Stress bei Begegnungen mit fremden Zweibeinern oder gar Huftieren. Auf einem kleinen Steg durchs Moor legen wir dann eine weitere kurze Pause ein. Noch immer ist niemand zu sehen und ich möchte erst mal die Situation in einem kurzen Video festhalten. Der Ton ist dabei nicht abgestellt, es ist tatsächlich so still.


DSC 0100Auf einer der vielen Schautafeln zum Thema „Leben auf der Alp" entdecke ich dann die Geschichte eines Schmugglers der wohl beim Transport einer Viehherde über die grüne Grenze erwischt wurde. Nur seiner Fantasie und der Geschichte vom illegalen Verlassen des Landes durch sein Vieh und der anschließenden Hilfe des Grenzers bei der Rückführung ist es dann wohl zu danken dass ich beim aufziehenden dichten Nebel in dem nur schemenhaft erkennbaren Baumstumpf jenen Schmuggler zu sehen glaube. Vorn über gebeugt und mit einem schweren Rucksack beladen kommt er hier wohl gerade vom Grat herunter und versucht sich vor unseren Blicken zu verstecken.
DSC 0129Und dann befinden wir uns auch schon wieder auf dem Abstieg zur Talstation – auch wenn wir drei wohl lieber noch verweilen würden. An einer Alphütte legen wir nochmals eine Pause ein und beim Blick hinunter nach Steibis kommt etwas Wehmut auf. Und doch nehmen wir nun das letzte Teilstück in Angriff und im wieder dichter werdenden Nebel bleibt Aiyana unvermutet stehen, also ob sie sagen wolle „hey, warum nach Hause, bleiben wir doch hier“. Uns bleibt jedoch nichts anderes übrig denn die Vorbereitungen fürs Weihnachtsfest müssen ja auch noch bewältigt werden. Mit etwas Glück kommen wir dennoch ein weiteres Mal zu einer Bergrunde ins Allgäu.

Und wer noch mehr Bilder aus der Einsamkeit sehen will schaut hier nach.


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