Steil bergauf und steil bergab

26. Juni 2021
Wir sind auf dem Weg zum Hochgrat. Die Alpsaison hat wieder begonnen und wir rechnen damit so manchem Hornträger zu begegnen und schon auf den ersten paar hundert Metern  warten die ersten auf uns. Mutter mit Kalb, das ist besonders gefahrenträchtig. Zum Glück sind die zwei hinter Stacheldraht und Stromzaun eingesperrt, bemerken wir doch sofort die Entschlusskraft des Muttertieres uns entgegen zu treten. Aiyana und Banu sind sichtlich nervös und beruhigen sich erst wieder als wir die kleine Familie hinter uns gelassen hatten. Na das kann ja heiter werden, hoffen wir dass es so nicht weiter geht. Kurze Zeit später erreichen wir den EInstiegspunkt zum Aufstieg auf den Grat und schon die ersten Meter verlangen von Banu viel Kraft. Aiyana hingegen bewegt sich wie gewohnt sehr leichtfüßig als ob die der steile Weg nicht wirklich etwas abverlangt.


Der Aufstieg zum Grat ist immer wieder ein beeindruckendes Erlebnis, die Felswände steigen fast senkrecht empor und an manchen Stellen sucht sich das Wasser seinen Weg hinab ins Tal. Nur leider immer etwas entfernt vom Wanderweg, ist so ein Bergbach doch immer wieder eine köstliche Möglichkeit für die Wölfchen ihren Durst zu stillen. Das mitgetragene Nass aus der Flasche trinken die Fellnasen nur zur Not, da ist jedes Erdloch mit Regenwasser wohl schmackhafter. Und so steigen wir Meter für Meter, unterbrochen von kleinen Pausen, der Brunnenauscharte entgegen. Banu, in ihrem schon recht hohen Alter hält noch gut mit wenn sie auch an den problematischen Stellen mit eingelassenen Metalltritten so ihre Probleme hat.


Als wir schließlich den Gratweg erreicht haben sind wir erleichter dass, zumindest auf dieser Seite des Hochgrats, keine Rinder auf uns warten. Hier oben gibt es wegen der Steil abfallenden Wände eher wenig Ausweichmöglichkeiten. Den Weg entlang spazieren die beiden dann trotz der vielen Wanderer sehr entspannt neben mir her. Die Wildtiere haben sich wegen des Trubels in ruhigere Gefilde verzogen sodass wir keine Gemsen, Murmeltiere oder ähnliches sehen werden. Schön in solch innerlicher Ruhe spazieren gehen zu können. Hin und wieder halten wir kurz Inne um uns einen Blick über das Alpenvorland zu gönnen.


Zur Mittagspause setzen wir uns direkt am Hochgrat in die angrenzende Wiese und genießen unsere mitgebrachten Leckeeien. Natürlich etwas abseits denn direkt unterm Gipfelkreuz tummeln sich die „Bahnreisenden“ die sich hier, direkt neben der Bergstation, in größeren Horden bewegen. Solange sie uns in Ruhe lassen bleiben meine Begleiterinnen sehr entspannt und es ist sogar ein kurzes Schläfchen drin. Dann geht es weiter und wir begeben uns auf den Weg entlang des Gratweges, vorbei an der Bergstation der Hochgratbahn und durch das Holztor mit den angehängten Gebetsfahnen. Kurz darauf müssen wir nochmals durch eine Kuhherde hindurch - eines der Tiere hat uns gleich wieder recht argwöhnisch im Blick und macht einen kurzen Spurt auf uns zu. Wanderstab sei Dank - ich kann sie in die Schranken weisen. Als wir schließlich den Abstiegspunkt erreichen sind wir froh die Weide verlassen zu können. Der steile Weg führt uns flott wieder hinab ins Tal ich muss jedoch auf die vielen stromführenden Zäune aufpassen, hier hat Aiyana schon so ihre negativen Erfahrungen gemacht und ist recht misstrauisch. Als wir wieder den Parkplatz erreichen sind wir doch etwas ermüdet und stellen uns erst mal in die Weißach - Kühlung für die Füße. Dann ist es wieder soweit und wir treten die Rückfahrt an, nicht ohne nochmal den Blick nach oben zu richten und darüber nachzudenken dass dies wohl die letzte Hochgrattour für Banu war. Für sie muss ich jetzt weniger steile Runden suchen.


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